Denken? Nein danke!

Der Mensch denkt nur sehr ungern. Er genießt viel lieber. Manche fahren gut damit, andere reiten uns alle ins Verderben.

„Denken ist für Menschen wie Schwimmen für Katzen: Wir können, wenn wir müssen, aber meistens tun wir es nicht.“ Diese Erkenntnis stammt vom Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman. Und was tun wir, wenn wir nicht denken? Ganz einfach: Unser Hirn fährt auf Autopilot. Wir Deutschen denken dann mit dem Bauch, Franzosen mit dem Herzen, Amerikaner mit dem Darm, besonders Männer auch schon mal mit ihrem Geschlechtsorgan.

Gerald Zaltmann, Professor in Harvard, ist gar der Meinung, dass 95 Prozent des Verhaltens im Autopiloten gesteuert wird. Warum wir das tun? Nun, der erste Grund heißt wohl Effizienz. Denken kostet eine Menge Energie. Vermutlich kennen Sie das aus eigener Erfahrung; wenn nicht, fragen Sie mal Schachspieler, Menschen, die in ihrer Freizeit freiwillig denken, und das auf sehr hohem Niveau. Das kann ja auch ein interessanter Ausgleich sein.

Es geht auch ohne

Der zweite Grund: Es funktioniert. Bauchentscheidungen bringen selten schlechtere Ergebnisse als die bewusste Variante. Oft sind sie sogar besser, das belegen diverse Forschungen. Kein Wunder, den meisten fehlt, wenn nicht die Kapazität, so doch das Training. Deshalb denken wir, wenn wir es denn dann doch mal tun, meist nur bis zum nächst besten Ergebnis, oder, um im Schachbild zu bleiben, nur ein bis zwei Züge im Voraus. Zum Vergleich: Schachgroßmeister planen acht bis zehn Züge.

Ergo sollte vor allem bei schlechtem Bauchgefühl verstärkter Alarm angezeigt sein. Leider steht dann oft ausgerechnet das angeblich Rationale einer besseren Lösung im Wege, siehe die letzte Finanzkrise. Hier hatten im Grunde alle auf Autopilot geschaltet oder sind beim Denken nur bis zu den hervorragenden Wertungen der Rating-Agenturen gekommen. Zahlen und Statistiken als Denkverhinderer – Vernunft pervers.

Sollten wir also immer auf unseren Bauch hören – oder Ihren Darm, wenn Sie Amerikaner sind? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht, je nach dem, wem der Bauch gehört. Einige Banker hatten in der Tat ein schlechtes feeling, waren aber offenbar schlechte Bauchredner. Denken Sie mal drüber nach. Oder fragen Sie Ihren Bauch.