Hitzefrei, bauchfrei, textilfrei

Uff! Bei dem Wetter kann ich beim besten Willen nichts Schwergeistiges zu Papier bringen. Ich beantrage Hitzefrei! Oder schreibt man das klein?

Das ist mal wieder so ein drolliges deutsches Ding: Man kann „Hitzefrei haben“ oder auch „hitzefrei haben“. Auch „Hitzefrei bekommen“ und „hitzefrei bekommen“ ist gleichermaßen erlaubt. Aber „keins bekommen“ geht nur groß, also „kein Hitzfrei bekommen“. Genauso kann man nur „Hitzefrei geben“, aber nicht „hitzefrei geben“. Was, Ihnen wird schon warm?

Frei für alle

Dann machen Sie sich mal frei. Vielleicht nicht direkt ganz, erstmal nur bauchfrei. Dafür muss man nicht ins Schwitzen kommen, sondern einfach nur das letzte untere Drittel vom T-Shirt abschneiden. Also eine Art Zweidrittel-Shirt. Oder knöchelfrei, also Flip-Flops und Siebenachtel-Hose. Mindestens. Obwohl ja jetzt jeder in Shorts rumläuft. Oder Badehöschen. „Beinfrei“ steht allerdings noch nicht im Duden. Aber „Beinfreiheit“. Dafür müssen Sie sich aber nicht ausziehen, sondern mehr Geld beim nächsten Flug ausgeben.

Leute in Sommerkleidung stehen am Kisok an

Freischwimmer oder Frei-Schwimmer?

Apropos Bikini: Viele verbringen ihr Hitzefrei wohlweislich im Freibad. Was aber nicht immer so heißt. Sondern auch schon mal „Sommerbad“, weil im Winter zu. Oder „Waldbad“, wenn’s am Waldrand liegt. Vornehmlich in Basel heißt es auch „Gartenbad“, wie das Gartenbad Eglisee in Basel (rechts hinten mit dem Uhrturm, das ist der Egliseé-Palast … kleiner Hitzescherz). Und – einzigartig – das Sonnenbad St. Margarethen in Basel-Binningen. Wo doch sonnenbaden eigentlich ohne Wasser geht.

Ganz kurios aber klingt das „Hallen-Freibad Gelterkinden“. Na, was denn jetzt? Aber da hat man wohl einfach auf ein „und“ verzichtet. Die Schweizer sparen eben an der richtigen Stelle, nämlich bei den Worten und nicht bei den Bädern. Die übrigens, wenn öffentlich, liebevoll „Badi“ genannt werden. Folglich heißt eine Übersicht im Netz auch badi-info.ch.

Textilfrei

Wenn Sie „Freibad“ nun auch auf Ihre Bekleidung beziehen möchten: Hier finden Sie FKK-Badeplätze in Deutschland, der Schweiz und anderswo. Im erwähnten Sonnenbad St. Margarethen, erbaut 1903, ist das ebenfalls möglich, allerdings wohl wirklich nur zum Sonnenbaden. Dezent heißt es auf der Webseite:

In den Separatabteilungen für Damen und Herren leben noch die Ideen der Naturheiler, teilweise reduziert auf den Wunsch, nahtlos braun zu werden.

Nicht, dass ich ein fanatischer Anhänger wäre. Trotz meines Nachnamens laufe ich selten im Adamskostüm umher. Ich bin eher ein Freigeist denn ein Freikörper. Letztes Wochenende im Basler Rhein hatte ich jedenfalls eine Badehose an. Immerhin ziemlich beinfrei.