Sprachunterschiede für Schweizreisende

Im deutschsprachigen Raum sind sie das Salz in der Reisesuppe: die kleinen Sprachunterschiede. Das fällt mir immer wieder besonders auf, wenn ich mal wieder in der Schweiz bin.

Eigentlich wollte ich einen grandiosen Artikel über Manipulation schreiben. Über den Kampf zwischen bösen beeinflussenden Kräften und freiem Willen. Aber irgendwie konnte ich meinen eigenen freien Willen nicht dazu überreden, den Gedanken zu Ende zu denken.

In Basel, wo ich mich gerade aufhielt, lockte das nahe Rheinufer im Sonnenschein. Die nächstgelegene Buvette, eine Art provisorisches Restaurant im Container, hatte schon geöffnet. Mit einem Panaché, dem hiesigen Radler, ließ ich das gemächlich dahinströmende Leben an mir vorübertreiben.

Anders betonen, anders aussprechen

„Panaché“ betont man übrigens auf der ersten Silbe. Das macht man hier mit ziemlich vielen französischstämmigen Worten, z. B. HOtel, BÜro, LAbor, REstaurant. Fast schon perfekt klingt’s, wenn Sie dazu das R rollen. Das sollten Sie übrigens unbedingt tun, falls Sie von irgendwas drei Stück haben wollen. Wenn ich z. B. sonntags „Bei Graziella“, einem italienischen Café in der Nähe, „drei Gipfeli“ ohne gerolltes R bestelle, bekomme ich mitunter nur eins. Ach ja: Gipfeli sind Croissants.

Aber denken Sie nicht, Sie sprächen dann schon Schwiizerdütsch. Hier geht’s um das sogenannte Schriftdeutsch, also die Schweizer Variante vom Hochdeutsch, oder allenfalls um eine umgangssprachliche Abart. Aber auch da gibt es schon ganz offiziell markante Unterschiede: Müll kommt in die Kehrichtverwertungsanlage, für sauberes Geschirr sorgt die Geschirrwaschmaschine, und wenn man verunfallt, kommt die Sanität.

Andere Worte, andere Sitten

Mein absoluter Lieblings-Sprachunterschied liegt aber in der absoluten Lieblingszubereitungsart der Schweizer: dem Grillieren. Darin ist die Schweiz gefühlt Weltmeister, zumindest was die Grillierhäufigkeit der Einwohnenden (!) angeht. Grilliert wird, wo’s gefällt, auf dem Balkon selbst im Winter, wie der Nachbar von gegenüber beweist. Am liebsten aber natürlich richtig im Freien, gern auch zu mehreren. Darum ist auch eine Wohnung direkt am Basler Rheinufer im Sommer ein zweifelhaftes Vergnügen. Auch von Wanderungen durch bestimmte Engtäler ist an sonnigen Wochenenden abzuraten, will man nicht als Räucherfleisch enden.

Im DEtailhandel (Einzelhandel) bekommt man dann auch alles, was das Herz eines echten Grilleurs begehrt, bis hin zur in Goldfolie gewickelten Kartoffel. Ob es allerdings zum Grilleur auch die Grilleuse gibt, habe ich noch nicht erfragt. Denkbar ist es, schließlich suchen die Basler Verkehrsbetriebe aktuell und ganz ernsthaft „Chauffeure und Chauffeusen“ für Busse und Bahnen.

Übrigens: Nicht erschrecken, wenn sie hören, dass sich jemand für „die Nazi“ begeistert. Geschrieben wird das „Nati“ – und meint schlicht die Fußballnationalmannschaft.

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