Das Böse ist immer und überall

Schon klar. Fragt sich nur: Ist das Böse etwas, das uns von außen bedroht? Oder liegt es in uns selbst? Sehen wir uns das mal aus dem Kinosessel an.

Bei meinem letzten Blog-Artikel über die Schreibblockade erwähnte ich unter anderem „The Shining“. Dabei stolperte ich über folgende Randnotiz: Stephen King, der Autor des Buchs, war mit der Verfilmung von Stanley Kubrick überhaupt nicht zufrieden. Für ihn war nämlich der eigentliche Protagonist das Overlook-Hotel. Das wird aber im Film von Jack Nicholson an die Wand gespielt.

King wird mit den Worten zitiert, Kubrick habe einfach nicht das schiere, unmenschliche Böse des Overlook-Hotels fassen können. Stattdessen habe er eine häusliche Tragödie mit nur vagen übernatürlichen Andeutungen gedreht. Tatsächlich ist es genau das, was Kubrick im Buch gesehen hat: Das Übernatürliche lässt sich womöglich durch das Psychologische erklären. (Kubrick on The Shining)

Das Böse: nicht ich

Kurz: Für King existiert das Böse von außen, also unabhängig vom Menschen. Viele teilen Kings Sichtweise. Vermutlich werden sich sogar die wenigsten selbst als böse bezeichnen. Oder um es mit Sartre zu sagen: Die Hölle, das sind die anderen.

Entsprechend beliebt sind Filme, in dem ein Held, eine Heldin oder eine Heldengruppe gegen das Böse kämpft. Hier eine – vermutlich unvollständige – alphabetisch geordnete Liste des auswärtigen Bösen (mit Beispielfilm):

– Außerirdische („Mars attacks“)
– Bösewichte, allmachtslüstern („James Bond“)
– Gangster („Die Unbestechlichen“)
– Geister („Ghost Busters“)
– Kriegsgegner („Paerl Harbour“)
– Maschinen („Terminator“)
– Monster („Dracula“)
– Natur, entartet („Tarantula“)
– Teufel, persönlich („Die Hexen von Eastwick“)
– Serienmörder („Das Schweigen der Lämmer“)

Zweifel angebracht

Die Botschaft ist immer die gleiche: Das Böse kann bekämpft und vernichtet werden, und danach ist alles wieder gut. Jedenfalls bis zum zweiten Teil. Und: Jeder kann sich entscheiden, ob er das Böse bekämpfen oder ihm dienen will.

Es wäre ja irgendwie tröstlich, wenn das so wäre. Allerdings fürchte ich, dass Kubricks Einstellung der Wahrheit näher ist: Das Böse ist in uns, und es kann jederzeit ausbrechen, unter den „richtigen“ Umständen. Jeder kann die Hölle für die anderen sein; oder einfach nur ein Arschloch, auch wenn er meint, das Richtige zu tun.

Auch darüber gibt es  eine Menge guter Filme. Ich weiß das aber auch von mir selbst – und bin seitdem auf der Hut vor mir selbst.